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In der U-Bahn ist immer was los.
Kaum haben sich die Türen geschlossen (und keiner kann mehr flüchten),
beginnt manchmal eine Performance der besonderen Art.
Da nimmt zB ein brav aussehender junger Mann den Hut ab, begrüßt die
Mitreisenden höflich und mit einer Verbeugung um sie anschließend
in formvollendeter Rethorik über seine momentane Notlage in Kenntnis zu setzten
und sehr höflich um eine kleine Spende in Form von Essen, Trinken oder Geld zu bitten.

Und ehe die nächste Station erreicht ist,
ist er mit seinem Hut schon durch, bedankt sich
und wünscht allen noch eine gute und sichere Weiterfahrt.

Oder bei der Abfahrt der Zuges gibt einer auf seiner Gitarre
eine Session der besonderen Underground-Art.

Natürlich hat auch er einen Hut dabei
und auch er bittet höflich um eine kleine Spende.

Ein bisschen Klimpergeld hat man immer in der Hosentasche
und das reicht ihm schon für ein freundliches Dankeschön, obwohl:
"Ich nehme auch Scheine" grinst er. Ich geb ihm 'nen Euro und frage:

Darf ich dafür auch ein Foto machen?
Aber klar, da fährt er gern noch eine Station weiter
und gibt nochmal alles!

(Die Berlinerin rechts denkt wahrscheinlich gerade: Boah nee, diese Touristen!)

Das Publikum steigt an der nächsten Station zum Teil aus,

...und er bedankt sich auch bei den Gleichgültigen brav für die Aufmerksamkeit.

Ich schütte den Rest meines Kleingeldes in seinen Hut und entzückt bemerkt er,
dass sogar noch zwei real-Treuepunkte dabei sind, ob er die behalten dürfte?

Aber sicher, da bin ich großzügig!

Na, was jetzt? Da kommt ein Typ zu mir,
hält mir sein Mikro unter die Nase und interviewt mich.
Warum und wieso und wie ich das hier fände,
und ob ich nicht auch meine, das hier sei ein echtes Stück Berlin?

Klar doch, meine ich!

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